Teil 17 – Wie lange dauert Weihnachten?
Advent – Weihnachten – Epiphanias – Lichtmess
Ein Weihnachtskonzert in der Woche vor dem ersten Advent? Kein Problem. Die Frau an der Kasse wünscht mir mitten im Advent fröhliche Weihnachten. Was ist schon dabei? Die Adventszeit nennt man Vorweihnachtszeit. Warum auch nicht? Weihnachten, das zwei Tage nach dem Heiligen Abend endet. Kann schon mal passieren. Doch nichts toppt einen Weihnachtsmarkt, der dieses Jahr Anfang November bei sommerlichen Temperaturen in Frankfurt am Opernplatz eröffnet wurde.
Wir leben in einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Doch seien wir ehrlich – da kann man schon mal durcheinandergeraten, in dieser fröhlichen Weihnachtszeit. Und daran ist nicht mal der Glühwein schuld.
Darum ein kleiner Crashkurs, das Weihnachts-ABC.
Am Weihnachtstag feiern wir die Geburt von Jesus. Um diesen Geburtstag herum hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Festzeit herausgebildet.
Advent (27. November – 24. Dezember 2022):
Im frühen Mittelalter entstand eine Vorbereitungszeit: Analog zur Fastenzeit vor Ostern, wollte man sich in besonderer Weise auf das Weihnachtsfest vorbereiten. Dies geschah mit Fasten, indem man sich auf die Schrift besann und besondere Gottesdienste besuchte. Die Adventszeit ist entstanden. Sie dauert heute vier Wochen, früher auch durchaus länger.
Weihnachten (24. Dezember 2022 – 06. Januar 2023):
Die eigentliche Weihnachtszeit ist etwas anderes. Diese beginnt erst mit dem Weihnachtstag, dem 25. Dezember, und ist die Zeit bis zum 06. Januar, dem Epiphaniasfest, dem Tag der Erscheinung, dem Fest des Kindes in der Krippe oder auch dem Fest der Heiligen Drei Könige. Diese 12 Tage sind in besonderer Weise dem Gedächtnis der Menschwerdung Gottes gewidmet. Wir haben das der seltsamen Tatsche zu verdanken, dass sich im 4. Jahrhundert zwei Geburtsfeste herausgebildet haben: Im Osten, in Ägypten, der 06. Januar, im Westen, vermutlich zuerst in Rom, der 25. Dezember. Man hat im Osten wie im Westen allmählich aber beide Geburtstage gegenseitig angenommen und gottesdienstlich gefeiert, so dass wir bis heute zwei Feste der Menschwerdung kennen mit unterschiedlichen theologischen Akzenten. Die eigentliche Weihnachtszeit ist also die Zeit vom 25. Dezember bis zum 06. Januar.
Epiphanias (06. Januar – 02. Februar 2023):
Das Kirchenjahr schließt dem 06. Januar allerdings noch eine Zeit der Nachbereitung an. Es beendet nicht einfach abrupt die Feier der Menschwerdung Gottes, sondern möchte in uns die Gedanken an Weihnachten noch nachklingen lassen.
So schließt sich an den 06. Januar die Epiphaniaszeit an, welche die „Erscheinung Gottes im Menschen Jesus“ zum Thema macht. Das Epiphaniasfest ist das älteste nichtjüdische Herrenfest und das erste Fest der Kirche, das kalendarisch festgelegt war (erst später kam das Christfest hinzu). Vermutlich entstand es um 300 im Osten. Diese Zeit lädt dazu ein Gottes Wirken in Jesus zu betrachten, welches immer sichtbarer und kraftvoller wird: Vom kleinen Kind bis zur Verherrlichung auf dem Berg Tabor. So feiert der 1. Sonntag nach Epiphanias die Taufe Jesu, der zweite Sonntag das erste Zeichen Jesu: das Weinwunder zu Kana, der letzte Sonntag nach Epiphanias immer die Verklärung Christi. Alles Geschichten, die erzählen: In Jesus ist uns Gott begegnet und in seinem Handeln ist Gottes Reich zu uns gekommen. Diese Zeit endet traditionell mit dem 4. Sonntag vor der Fastenzeit.
Lichtmess bzw. Tag der Darstellung des Herrn (02. Februar 2023):
Allerdings gibt es da auch eine andere Tradition: Am 40. Tag nach der Geburt von Jesus gingen seine Eltern Maria und Josef mit ihm in den Jerusalemer Tempel, um ihn als Erstgeborenen symbolisch auszulösen, wie es unter den Juden üblich war. Dort begegnen sie Simeon, der das Jesuskind hochhebt und bekennt: „Meine Augen sehen das Heil: Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“ (Lukas 2, 22-40) Die Christen der Alten Kirche haben dieses Bekenntnis aufgenommen und am 02. Februar sehr festlich mit Lichtprozessionen gefeiert, um abschließend am 40. Tag nach Weihnachten mit Simeon zu bekennen: Jesus ist für uns das Licht!
Mehrere anglikanische und lutherische Kirchen sind in den letzten 20 Jahren dazu übergangen, die Epiphaniaszeit grundsätzlich mit dem 02. Februar zu beenden. Das hat den Vorteil, dass diese Zeit nicht mehr so stark in ihrer Länge schwankt wie früher und ein eindeutiger Abschluss der Weihnachtsfestzeit gegeben ist: Der 02. Februar. Diesem Vorschlag hat sich auch die Evangelische Kirche in Deutschland 2018 mit der neuen Reform der Leseordnung angeschlossen. Die liturgische Farbe der Weihnachts- und Epiphaniaszeit ist Weiß, Sie schafft den roten Faden entlang der Christusfeste.
An Lichtmess ziehen Christen in vielen Kirchen mit brennenden Kerzen in den Händen singend zur Krippe. Dann ist Weihnachten zu Ende. Dann kann man sich der großen Fastenzeit zuwenden und dem anschließenden Osterfest.