Teil 13: Wie lange dauert Ostern?
Viele werden wohl ganz selbstverständlich antworten: „Nach den beiden Osterfeiertagen ist das Fest vorbei!“ Dazu kommt: „Die Woche vor Ostern, also die Woche, in der wir an Gründonnerstag und Karfreitag der Leiden unseres Herrn gedenken, wird oft als die Osterwoche bezeichnet.“ So dass es völlig logisch erscheint, dass nach dieser Woche die Osterzeit vorbei ist.
Das Kirchenjahr sieht das aber ganz anders! Ostern beginnt in der Osternacht und wird 50 Tage gefeiert! Pfingsten kommt von Griechisch „Pentekoste“ der,,50. Tag“. Die Wochen zwischen Ostersonntag und Pfingsten bilden die 50-tägige Osterzeit. Diese Osterzeit, die heute fast gar
nicht mehr in unserem Bewusstsein verankert ist, bildet eigentlich die älteste Zeit des christlichen Kirchenjahres: Denn diese Zeit hat ihre Wurzel im Alten Testament und im Judentum. Es ist die Zeit vom Passafest zum Wochenfest, zwei der höchsten jüdischen Feier-
tage überhaupt. Und auch im Judentum sind diese 50 Tage bis heute eine besondere Festzeit.
Am Passafest feiert man den Auszug aus Ägypten, die Befreiung Israels aus der Sklaverei der Todesherrschaft und den Durchzug durch das Schilfmeer. 7 Wochen später steht Israel am Sinai und empfängt durch Mose das Gesetz. Dieses Ereignis steht im Mittelpunkt des Wochenfestes.
Die Christen haben beide Feste adaptiert:
Das Passafest ist unser Osterfest: Wir feiern, dass Christus durch den Tod gezogen ist, wie Israel durch das Schilfmeer gezogen ist. Und wie die Lämmer geschlachtet wurden, um mit ihrem Blut die Türpfosten zu bestreichen, so ist
Christus das neue Passalamm: Hingerichtet am Kreuz, aber sein Blut wurde zum Zeichen der Erlösung.
Das Wochenfest wurde ebenfalls neu gedeutet: Wie einst am Sinai Gott erschien im Feuer, so lässt sich auf den Kreis der Jünger in Jerusalem das Feuer des Geistes herab. Während also in den Synagogen die Geschichte vom Sinai gelesen wird, geschieht diese Geschichte wieder neu im Kreis der Jünger Jesu: Gott kommt im Feuer herab; ist unter ihnen gegenwärtig und legt
sein Gesetz, dieses Mal nicht mehr auf Stein, sondern: in ihr Herz.
Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten ist die große Festzeit der 50 Tage: In ihr wird immer wieder neu und von verschiedenen Blickwinkeln nur Eines gefeiert: An Ostern: Er ist aus dem Tod erstanden. An Himmelfahrt: Er ist der zu Gott Erhöhte. An Pfingsten: Er ist der unter uns im Geist Lebendige. Aber es meint alles immer das Gleiche: Dass der, welcher am Kreuz starb, der
Lebendige ist.
Die Osterzeit ist durch eine besondere Festlichkeit geprägt: Es ist die „weiße“ Zeit, wovon die weißen Paramente und Antependien im Kirchenraum zeugen. Man merkt es an dem mehrfachen Hallelujaruf, der immer wieder im Gottesdienst angestimmt wird. Wir geben dieser Zeit besonderen Ausdruck, indem wir die ganze Zeit bis Pfingsten Osterlieder singen.
Doch vor allem lädt die Osterzeit uns Christen einender mit dem schönsten Gruß, zu grüßen, den es jemals gegeben hat: „Der Herr ist auferstanden“. Die passende Antwort kommt prompt, fröhlich und aus dem Herzen: „Er ist wahrhaftig auferstanden“.