Teil 19: Das Triduum Sacrum – die Heiligen Drei Tage
Jesus Christus spricht: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten. Die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.“ Mk 10, 33f.
Die Ereignisse um das Osterfest sind für uns Christen der wichtigste Zeitraum im Kirchenjahr. Das hat sich auch in der Liturgie der Kirche niedergeschlagen. Die Heiligen Drei Tage (lat.
Triduum Sacrum) bezeichnen die Zeit von der Feier des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern am Gründonnerstag, über den Karfreitag, den Tag des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus, gefolgt vom Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe Jesu, bis zum Ostersonntag als Tag der Auferstehung Jesu.
Liturgisch zählt der Vorabend eines Tages bereits zum nächsten Tag, sodass das Triduum Sacrum vom Donnerstagabend bis zum Sonntagabend reicht.
Der Begriff taucht das erste Mal beim Kirchenvater Ambrosius im 4. Jahrhundert auf. Es war in der alten Kirche selbstverständlich, dass Leiden und Auferstehung Jesu zwei Seiten desselben Heilsereignisses sind. Im Tod Jesu am Kreuz und in seiner Auferstehung liegt das Heil der Menschen und die Rettung der gesamten Schöpfung begründet.
Deshalb sind diese Tage sehr eng miteinander verbunden und von einer geistlichen Tiefe geprägt, die sonst nirgends im Kirchenjahr so deutlich hervortritt.
In unseren Gemeinden begehen wir das Triduum Sacrum ebenfalls. Die Gottesdienste und Gebete drücken das in besonderer Weise aus.
Am Gründonnerstag, dem Fest der Einsetzung des Heiliger Abendmahls durch unseren Herrn Jesus Christus, empfangen unsere frisch Konfirmierten zum ersten Mal unter Brot und Wein den Leib und das Blut Jesu Christi. Ein großes Fest für die Konfirmierten und die gesamte Gemeinde. Doch schon am Ende des Gottesdienstes wird deutlich, dass das Leiden und Sterben Jesu unmittelbar bevorsteht.
Der Altar wird entkleidet. Kerzen, das Altartuch und die Antependien (Behänge) werden abgenommen. Das Heilige Abendmahl wird bis zur Auferstehung Jesu nicht mehr gefeiert. Die Glocken und die Orgel schweigen bis zur Osternachtsfeier. Es ist die Stille des Todes, die nun durch die Liturgie ausgedrückt wird. Eine Ausnahme ist das Läuten zur Sterbestunde Jesu am Karfreitag. Der Karfreitag steht bei Christen ganz im Zeichen der Besinnung auf die Leiden und den Tod Jesu. Christen weltweit gedenken des Leidenswegs Christi. In unseren Gemeinden geschieht dies zum vierten Mal unterwegs auf dem Kreuzweg. Beginnend in Rothenkirchen gehen Gläubige gemeinsam über Wernesgrün hinauf nach Schnarrtanne (siehe Seite ???) und meditieren die 14 Stationen des Kreuzweges.
Zur Taizeandacht am Karsamstag wird diese Grabesruhe Jesu besonders deutlich. Die Bibeltexte nehmen uns hinein in die Höllenfahrt Jesu. Jesus ist tot und er ruft jeden, der im Glauben verstorben ist, aus dem Reich des Todes. Dazu ist er „hinabgestiegen in das Reich der Toten“, wie wir es im Glaubensbekenntnis sprechen.
Die Osternacht beginnt im völligen Dunkel auf dem Friedhof. Die Osterkerze wird hier entzündet und unter liturgischen Gesängen in die dunkle Kirche hineingetragen. Das Osterlob Exultet (lat. „es jauchze“) erklingt in die Dunkelheit hinein. In ihm wird Christus als das Licht der Welt gepriesen und seine Auferstehung in Verbindung zu dem im Alten Testament offenbarten göttlichen Heilsplan gestellt. Das Licht der Osterkerze wird an die versammelten Gläubigen weitergegeben und untereinander geteilt. Die gesamte Kirche erstrahlt im Kerzenschein. Das Licht bricht sich Bahn, wird immer heller – das Licht der Auferstehung Jesu.
Die biblischen Texte, die auf das Osterlob gelesen werden, erinnern an die Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk Israel. Den Höhepunkt bildet der Gesang des Osterevangeliums, begleitet durch den Gruß „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Die Herrlichkeit und Größe des Glaubens an Jesus Christus, den Auferstandenen, wird jetzt in der festlichen Liturgie, dem Orgelspiel, dem vollen Glockengeläut, kräftigem Gotteslob im Gesang und der Feier des Heiligen Abendmahls deutlich und erfahrbar.
Christus ist auferstanden, das Osterfest hat begonnen.