Teil 21: Stundengebete: Gottesdienste zu den Tageszeiten
„Eines bitte ich vom HERRN, das hätte
ich gerne: dass ich im Hause des HERRN
bleiben könne mein Leben lang, zu schauen
die schönen Gottesdienste des HERRN“, so
heißt es im Psalm 27 Vers 4. Die Gottesdienste
sind für das Glaubensleben von
uns Christen zentral. Und nicht nur als
Zuschauer, sondern als „Mittäter“. Beim
Gottesdienst heißt es „Mittendrin, statt nur
dabei“.
Die Messe, der Gottesdienst mit Predigt
und Abendmahl, spielt in unserer Gemeinde
eine große Rolle. Aber sie ist natürlich
nicht die einzige Gottesdienstform, die wir
kennen! Wenn man das Gesangbuch in den
hinteren Teilen aufschlägt, findet man zum
Bespiel die Ordnungen für die sog. Tagzeiten-
oder Stundengebete: Morgen-, Mittag-,
Abend- und Nachtgebet (EG 783-786).
Diese Gebetszeiten sind Ergebnis einer
langen historischen Entwicklung. So, wie
sie heute üblich sind, sind sie vor allem ein
Produkt der mittelalterlichen Klöster: Die
Mönche und Nonnen haben sich zu den
verschiedenen Tagzeiten versammelt, um
zu beten. Sie taten das vor allem mit den
Psalmen, so wie es die Juden und die ersten
Christen zu tun pflegten. In der Regel
wurden alle 150 Psalmen in einer Woche
durchgebetet. Die Grundstruktur unserer
Tagzeitengebete ist von den Klöstern übernommen,
auch wenn wir natürlich weniger
Psalmen sprechen, ja vielmehr singen wir
sie, denn die Stundengebete werden üblicherweise
gesungen. Ihre Gestalt ist ganz
vom biblischen Wort bestimmt. Dabei hat
der einstimmige Wechselgesang eine sammelnde
und einprägende Kraft. Zugleich
schließt er die singende Gemeinschaft
zusammen.
Alle Gottesdienste zu den Tageszeiten
bestehen aus Psalmengesang, Lesung,
Lobpreis und Gebet, in einer durch Jahrhunderte
bewährten Abfolge. Wechselweise
gesungene Gebetsrufe zu Beginn und am
Schluss sowie Antwortgesänge in einfachen
Singformen tragen zur Lebendigkeit des
gemeinsamen Gotteslobes bei.
Den drei Hauptstundengebeten ist ein
besonderer Lobgesang, das sog. Canticum
zugeordnet. Beim Morgengebet der Kirche
(Laudes/Mette) erklingt das Benedictus.
Dies ist der Lobgesang, den Zacharias, der
Vater Johannes des Täufers, angesichts der
wunderbaren Geburt seines Sohnes anstimmt
(Lk 1,68-79). Das Abendgebet (Vesper)
beinhaltet das Magnificat, den Gesang
Mariens beim Besuch bei Elisabeth (Lk
1,46-55). In der Komplet, dem Nachtgebet
der Kirche, erklingt schließlich das Nunc
dimittis, der Lobgesang des Simeon bei
der Darstellung des Herrn im Tempel (Lk
2,29-32). Wie die Psalmen behandeln auch
die Cantica Themen wie Lob und Dank,
Vertrauen und Bitte, Trauer und Freude,
Buße und Glaubenszuversicht.
Die Stundengebete sind eine gute Möglichkeit
seine Frömmigkeit im Alltag zu strukturieren
und lebendig zu halten. Natürlich
kann man sie zu Hause für sich oder in der
Familie beten. Ich bete jeden Morgen mit
meinen Kindern das Morgengebet. Doch
nichts ist schöner, als wenn Schwestern und
Brüder zusammen kommen, um gemeinsam
Gott zu loben in der Gemeinde Jesu. (Psalm 133).