Teil 22: 31. Oktober – Der Reformationstag
Den Reformationstag zu begehen, hat eine lange und wechselvolle Geschichte: Dabei spielten vor allem die Säkularfeiern 1617, 1717 und 1817 eine große Rolle. Die lutherischen und reformierten Gebiete des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stellten den 31. Oktober in den Mittelpunkt des Gedenkens, den Tag der Hammergeschichte Martin Luthers und seines berühmten Thesenanschlags an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg.
Das ist keineswegs selbstverständlich: Denn im 16. Jh. hat man auch den Geburtstag Martin Luthers am 10. November, sowie seinen Todestag, den 18. Februar, begangen. Wie gut, dass sich diese Tage nicht durchgesetzt haben, denn die Reformation ist mehr als nur das Wirken des prominenten Reformators.
Auch der 25. Juni als Tag der Augsburgischen Konfession spielte im Gedächtnis an die Reformation immer eine große Rolle, denn am 25. Juni 1530 haben die lutherischen Reichsstände ihre Konfession dem Kaiser und Reich vorgelegt. Die Augsburger Konfession ist nämlich unsere grundlegende lutherische Bekenntnisschrift, die im Übrigen eine stark ökumenische Ausrichtung hat. Bis heute ist dieser Feiertag im evangelischen Festkalender vertreten.
1667 wurde der 31. Oktober erstmals in Sachsen durch Kurfürst Johann Georg II. als Feiertag eingeführt. Im 19. Jahrhundert wurde er in Preußen am Sonntag nach dem 31. Oktober begangen. Flächenmäßig weiter verbreitet ist der Reformationstag erst im 20. Jh. Nach dem 2. Weltkrieg, ausgerechnet in der DDR, ist dieser Tag ein Feiertag geworden, wenn auch 1967 wieder abgeschafft.
Nach der Wende haben ihn alle neuen Bundesländer zum staatlich geschützten Feiertag erklärt.
Neben Nord- und Ost-Deutschland ist der 31. Oktober auch in Slowenien und Chile staatlicher Feiertag.
Doch was feiern wir nun als Kirche am Reformationstag?
Das Kirchenjahr, das wir feiern, soll dazu dienen, das Heil in Christus zu verkünden. Es dient nicht dazu, kirchengeschichtliche Ereignisse, schon gar nicht die einer einzelnen Konfession, hochzuhalten. Ein christlicher Feiertag soll zusammenführen, statt zu spalten.
„Solus Christus“ – „Christus allein“, das war einer der Grundsätze der Reformation. Der Spruch des Reformationstages verstärkt diese Ausrichtung: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1.Korinther 3,11)
Nicht auf Trennung oder Zersplitterung wies der Reformator Martin Luther hin, als er zum Hammer und den Nägeln griff. Jesus Christus wollte er ins allgemeine Bewusstsein rücken. Jesus Christus, als das Zentrum, des christlichen Glaubens und als den Herr seiner Kirche. Die liturgische Farbe Rot, die Farbe des Heiligen Geistes und der Kirche, verstärkt diesen Gedanken: Christus in der Kirche zu feiern.
Christus in der Kirche zu feiern, heißt, Versöhnung zu feiern.
Christus in der Kirche stark zu machen, heißt, sich selbst zurückzunehmen.
Mit Christus zu überwinden, heißt auch bereit zu sein die eine heilige, allgemeine und apostolische Kirche zu denken. Sich bewusst zu werden: Die Kirche von Christus, die Kirche, die sich Jesus zuwendet, ist größer als unsere lutherische Kirche.
Dies am Reformationstag zu feiern, das ist würdig und recht.