Teil 4 – Zum Altar Gottes will ich treten II. – Das heilige Abendmahl
988 sandte Fürst Wladimir von Kiew Botschafter nach Konstantinopel, dem östlichen Zentrum der Christenheit, um die Liturgie zu studieren. Sie schickten dem Fürst einen Bericht: „Wir wussten nicht, ob wir im Himmel oder auf der Erde waren. Niemals haben wir eine solche Schönheit gesehen […] Wir können es nicht beschreiben. Nur eines können wir sagen: Hier wohnt Gott unter den Menschen.”
Diese reale, personale, lebendige, bleibende und aktive Gegenwart zu spüren, soll das Ziel eines jeden Gottesdienstes sein. So verspricht es auch Jesus: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende” (Matthäus 28, 20). Im letzten Teil der Reihe „Das liturgische ABC“ haben wir uns die Liturgie des Gottesdienstes angeschaut. Dies brachte uns die innere und äußere Symbolik des Gottesdienstes wieder ins Bewusstsein. Nun schauen wir uns im Detail die besondere Schönheit des Teils im Gottesdienst an, auf den die gesamte liturgische Feier hinausläuft: Das Heilige Abendmahl.
Im Gottesdienst finden Christen Kraft, Beistand und Hilfe. Doch wie geschieht das? Was bewirkt es?
Bis zur Zerstörung des Jerusalemer Tempels (70 n. Chr.), galt der Gottesdienst als die Nachahmung der himmlischen Gottesdienstfeier. Daran nahmen auch die ersten Christen teil.
Nach der Zerstörung wurde der christlich gefeierte Gottesdienst der Gemeinde jedoch als eine Partizipation an der himmlischen Wirklichkeit verstanden. Die Botschaft: Die Feier des Gottesdienstes, sprich die Feier der Liturgie (griech. „leytourgeo“, siehe z.B. Apostelgeschichte 13,2) hier auf Erden, versetzt uns in den Himmel. Der Gottesdienst öffnet die Tore zu dem Berg Zion, dem himmlischen Jerusalem. Wir Christen vereinen uns darin mit der himmlischen Welt, mit den vollendeten Gerechten, mit den Engeln, Mächten und Gewalten um Gott anzubeten (Hebräer 12,22-24) und empfangen das verborgene Manna (Offenbarung 2,17). Der irdische Gottesdienst nimmt Anteil an der ewigen und himmlischen Feier. Dieses Verständnis findet sich inspiriert durch das Zeugnis der Heiligen Schrift in der Alten Kirche (erste 4 Jahrhunderte) wieder, sowie in den alten Liturgien. In der Liturgie der heiligen Addai und Mari (ostsyrischer Ritus) z.B. heißt es in einem Element des Gottesdienstes: „Wie ehrfurchtgebietend ist heute dieser Ort! Denn er ist das Haus Gottes und das Tor des Himmels, weil du, o Herr, geschaut wurdest von Angesicht zu Angesicht.“ Der heilige Athanasius, bekannt als Verteidiger der Trinitätslehre vor der Irrlehre des Arianismus, schreibt im 4. Jahrhundert über die Feier des Gottesdienstes: „Meine geliebten Brüder, es ist kein zeitliches Fest, zu dem wir gehen, sondern ein ewiges, himmlisches Fest. Es erscheint uns nicht als Schatten: wir nähern uns ihm in Wirklichkeit.“
Das Zentrum des alttestamentlichen Gottesdienstes im Jerusalemer Tempel war das Opfer, als Abbild des himmlischen Opfers. Dieses himmlische Opfer steht auch im Zentrum der himmlischen Gottesdienstfeier – unser Passahlamm, Jesus Christus – einmal geopfert für die Sünden vieler (Hebräer 9,28). Das Lamm auf dem Thron, das wie geschlachtet inmitten der himmlischen Gemeinde steht (Offenbarung 5), ist der Mittelpunkt der Anbetung, des Lobpreises und der Danksagung (griech. „eucharistia“). Die Grundlage unserer Rettung ist die Teilhabe an diesem immerwährenden und stets wirkungsvollen Opfer Jesu (Römer 3,25, Hebräer 9, Offenbarung 13,8). Zusammen mit der universalen Kirche, die über Raum und Zeit Gott dient, treten wir diesem Opfer in der Feier des Gottesdienstes entgegen, insbesondere in der Feier des Heiligen Abendmahls. Dort erwarten wir Christi Erscheinung zu unserer Rettung (Hebräer 9,28). Das im Abendmahl gereichte Brot – das verborgene Manna – ist Jesu Christi wahrer Leib, so wie wir es im Johannesevangelium 6,50-51 lesen: „Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist.” So verlangt es auch Jesus nach unserer Teilhabe an seinem Fest, das er mit leidenschaftlichen Worten an seine Apostel einsetzte und die auch heute für uns gelten: „Mich hat herzlich verlangt, dies Passamahl mit euch zu essen” (Lukas 22, 15). Damit ist der Bogen geschlossen: Das himmlische Jerusalem, der Berg Zion ist nicht nur die Eschatologie, die Zukunft. Es ist mitten unter uns – es ist die Kirche des Abendmahlssaales. Im Heiligen Abendmahl erheben wir unsere Herzen in die himmlische Wirklichkeit.
1. Selbsterkenntnis
Die Vereinigung des Menschen mit Gott, fromm gesprochen „Beziehung zu Jesus“ und der „Aufstieg des Menschen zu Gott“ (Psalm 24,3) stellt den Kern der christlichen Mystik und Spiritualität dar. Die abendländische Tradition des Christentums kennt die Stufen des geistlichen Lebens auf diesem Weg: Den Weg der Reinigung (1. Johannes 1,7), den Weg der Erleuchtung (Epheser 1,18; 5,14) und den Weg der Einigung (Johannes 17,21ff.). All das entspricht der Liturgie des Gottesdienstes mit Heiligem Abendmahl.
Die Liturgie des Wortgottesdienstes führte uns zur Abendmahlsfeier, sie ließ uns innerlich sammeln, eine innere Ruhe finden und ermöglichte unsere Gedanken, Worte und Werke zu erforschen. Der Bußritus mit dem Kyrieruf („Herr, erbarme dich”) und das Schuldbekenntnis mit der Gnadenzusage galten der Reinigung vor dem Empfang des Heiligen Abendmahls. Die Lesungen und die Predigt dienten der Erleuchtung. Die Vereinigung erfolgt im heiligen Altarsakrament, in der Kommunion („communio“ lat. = Gemeinschaft). Das Heilige Abendmahl ist – neben der Taufe – das zweite Sakrament in der evangelischen Kirche und ist ebenso notwendig zu unserem Heil, wie das erstere. Wo in der Taufe die einmalige und unauslöschliche Vereinigung „in Christus“ geschieht, vollzieht sie sich im Heiligen Abendmahl immer wieder aufs Neue. Damit ist die Feier des Heiligen Abendmahls die andauernde Erneuerung des neuen Bundes.
2. Opfergaben & Gabenbereitung
Brot und Wein stehen zunächst für materielle Gaben (lateinisch „hostia“ – Opfergabe), ebenso symbolisieren sie ein geistiges Opfer, das die anwesenden Gläubigen kraft ihres in der Taufe erworbenen allgemeinen Priestertums darbringen.
In der Urkirche brachte die Gemeinde gebackenes Brot und gekelterten Wein mit zum Gottesdienst. Zum Zeitpunkt der Gabenbereitung wurden sie nach vorn getragen. Dabei wird die Opfergabe deutlich: Wir geben hin, was wir haben an vergänglichen, irdischen Gaben und Gott selbst wirkt durch sie, verwandelt sie in ewige, himmlische Gaben. Auch war es zu diesem Zeitpunkt häufig üblich, die Geldkollekte zu sammeln. Dieses wiederholen wir in der heutigen Liturgie: Die Kollekte wird gesammelt und zum Altar gebracht. Zudem werden die Gaben – in Form von Hostie und Wein – ebenso zum Altar gebracht und bereitet. Dies kann vor dem Gottesdienst geschehen oder inmitten der Feier. Dabei werden der Kelch und die Patene (Teller für Hostien), verhüllt, vom Kredenztisch zum Altar getragen.
Wie bereits im Alten Bund, so werden auch die Opfergaben des Neuen Bundes mit Sorgfalt hergestellt und auf dem Altar bereitet. Die konsekrierten Gaben, die für uns zum heiligen Leib Christi und dem kostbaren Blut Christi wurden, verdienen eine besondere Hochachtung und einen ehrenvollen Umgang.
3. Hochgebet
Die Abendmahlsliturgie wird traditionell als „Hochgebet“ bezeichnet. Im Hochgebet gelangt die gottesdienstliche Liturgie zu ihrem Höhepunkt als Lobpreis, Erinnerung und Bitte mit dem Ziel der Kommunion an den Gaben des heiligen Altarsakramentes. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens besteht das Hochgebet beim Abendmahl ordnungsgemäß aus folgender Abfolge:
• Lobgebet (Präfation)
• Heilig, Heilig, Heilig (Sanctus)
• Bitte um den Heiligen Geist (Epiklese)*
• Einsetzungsworte (Konsekration)
• Christuslob (Akklamation)*
• Heilsgedächtnis (Anamnese)*
• Vaterunser
• Friedensgruß (Pax)
• Lamm Gottes (Agnus Dei)
• Austeilung (Kommunion)
Diese sogenannte entfaltete Abendmahlsform B ist vor allem zu Festzeiten (Osterzeit, Weihnachtszeit etc.) im Gebrauch. Die Abendmahlsformen A (z.B. Trinitatiszeit) und C (Buß- und Passionszeit) sind üblicherweise etwas verkürzt und von der Reihenfolge geringfügig verändert. Die mit Stern* markierte Teile entfallen dann.
3.1. Lobgebet (Präfation)
Nachdem der Liturg die Gaben auf den Altar gehoben hat, ruft er der Gemeinde zu:
„Der Herr sei mit euch”. Die Gemeinde setzt fort: „Und mit deinem Geiste”. Dies bezeugt die Ergriffenheit unseres Geistes durch den Geist Gottes – wir werden ergriffen und zum Himmel hingezogen, wie Christus es versprochen hat: „“Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“. Der Liturg setzt mit dem Aufstieg fort: „Erhebet eure Herzen”, damit auch wir uns Gott, dem Ewigen, weihen und antworten: „Wir erheben Sie zum Herren”.
Der heilige Cyrill von Jerusalem (5. Jahrhundert) schrieb hierzu: „Denn wahrhaftig wir sollten in dieser ehrfurchtgebietenden Stunde unsere Herzen bei Gott in der Höhe haben und nicht unten auf der Erde mit irdischen Dingen beschäftigt sein. Der Priester gebietet in dieser Stunde allen, die Sorgen des Lebens und den Kummer ihres Hauses loszulassen. Sie sollen ihre Herzen beim barmherzigen Gott im Himmel haben.“ Es folgt die Aufforderung: „Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott”. Die Antwort der Gemeinde lautet: „Das ist würdig und recht”.
Die Präfation endet mit dem Ruf, dass die himmlischen Mächte und Engel Gott preisen, und fordert die Gemeinde auf, mit ihnen die Stimmen zu vereinen. Damit wird erneut deutlich, dass die Gemeinde, in diesem Moment am Tore des Himmels steht, bereit zusammen mit den Engeln und allen Heiligen Gott anzubeten (Offenbarung 4, 1a.2b).
3.2. Heilig, heilig, heilig – (Sanctus)
Und dann erhebt sich der ewige, den Raum und die Zeit übergreifende Gesang. Als die versammelte Gemeinde stimmen wir in dieses Lied ein, das vor dem Thron des Himmels erklingt (Offenbarung 4,8; Jesaja 6, 2-3): „Heilig, heilig, heilig…“ Da wir keinen Zweifel an der Macht und Kraft Gottes haben, singen wir kräftig im Heer der himmlischen Scharen mit Begeisterung und Zuversicht. Dies ist die rechte und würdige Stimmung in der Liturgie des Heiligen Abendmahls: Zuversichtlich und freudig. Denn darin empfangen wir das Brot und den Wein der Stärkung. Das dreifache „Heilig“ nimmt Bezug auf die drei göttlichen Personen. Das „Hosianna […] gelobt sei der da kommt“ steht in Bezug zum Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag. Es ist der Ausdruck der Erwartung des kommenden Christus in der Zukunft, am Ende der Zeit. Aber zugleich ist es der freudige Ausruf, dass Jesus wahrhaft in der Gegenwart ankommt: Er kommt „hier und jetzt“, für alle die sich in der Erwartung Christi um den Altar versammelt haben, bereit den „Leib und Blut des Herrn mit unserem Munde“ zu empfangen, wie es Martin Luther in dem Kleinen Katechismus zum Ausdruck bringt.
3.3. Abendmahlsgebet I – (Epiklese)
(entfällt bei Liturgie A und C)
Hierbei erfolgt durch den Zelebranten die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben Brot und Wein.
3.4. Einsetzungsworte
In den Einsetzungsworten berichtet der ordinierte Pfarrer, oder der für die Einsetzung des Altarsakramentes Beauftragte, vom Handeln und Reden Jesu beim letzten Abendmahl. Die Einsetzungsworte werden gesprochen bzw. gesungen und bei „das ist mein Leib“ bzw. „dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“ ein Kreuzzeichen darüber geschlagen. Dies ist ein besonders heiliger Moment. Hier segnet Jesus Christus selbst durch sein (Einsetzungs-) Wort die zeitlichen Gaben von Brot und Wein, damit sie uns zur ewigen Speise werden. Die feiernden Gläubigen bekommen durch diese überlieferten Worte Jesu zugleich den Zuspruch und die Gewissheit den wahren Leib und das wahre Blut Jesu Christi „in, mit und unter“ dem Brot und dem Wein zu empfangen. Die lutherische Kirche teilt das Bekenntnis zur sogenannten Realpräsenz insbesondere mit der röm.-kath. Kirche und den Ostkirchen. Im Unterschied zur Spiritual- oder auch Personalpräsenz, wo Christus „mitten unter uns“ ist, „wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind“ (Matthäus 18,20), ist die Weise des Gegenwärtigseins Christi im Heiligen Abendmahl an den Realien („res“ lat.= Sache, Gegenstand) von Brot und Wein gebunden. Christus erscheint für uns darin, sodass wir die Freundlichkeit Gottes wahrhaft schmecken und sehen können, worin sich die Worte aus dem Psalm 34,9 prophetisch erfüllen.
3.5. Christuslob (Akklamation)
Die Einsetzungsworte werden mit dem Christuslob beschlossen – „Groß ist das Geheimnis des Glaubens!”, worauf die Gemeinde antwortet: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit”. Eine Christus lobende und das Mahl feiernde Gemeinde ist eine verkündende Gemeinde.
3.6. Heilsgedächtnis (Anamnese)
Hier wird das Gedenken an Christi Heilswirken verbunden mit der Darbringung der Elemente durch den Pfarrer.
3.7. Vaterunser
Wir haben die Herzen erhoben, wir feiern also den Himmel auf Erden, Gottes Namen haben wir geheiligt im Singen, so sollte das Gebet, das uns Jesus gelehrt hat, eine besondere Bedeutung im Abendmahlsgottesdienst haben, wenn wir vor dem Thron des Vaters stehen. Denn die Abendmahlsfeier erfüllt das Gebet Wort für Wort.
Mit dem Opfer Jesu sehen wir Gottes Willen geschehen wie im Himmel so auf Erden. Vor uns liegt unser tägliches Brot, das uns unsere Schuld vergibt und wir geloben selbst Erbarmen zu zeigen, wenn wir unseren Schuldigern vergeben. Wir bekommen die Kraft zur Überwindung der Versuchung und werden vom Bösen befreit.
4. Friedensgruß
Der auferstandene Jesus grüßte seine Jünger, als er inmitten ihrer Versammlung trat, mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ Es ist ein ganzheitlicher Segenswunsch, zu vergleichen mit dem Ausspruch: „Möge es dir in allen Dingen deines Lebens gut ergehen.“ Diesen Frieden sind wir gerufen einander zuzusprechen, einander zu segnen. Dies tut die Gemeinde mit dem gegenseitigem Zuspruch: „Friede sei mit dir.“
5. Lamm Gottes (Agnus Dei)
„Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser.” (2x) „Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden. Amen.” Mit dem „Agnus Dei“ bitten wir vor der Kommunion um Erbarmen und Frieden. Christus, das Lamm Gottes ist nun vor unseren Augen, wahrhaft gegenwärtig im heiligen Altarsakrament, darauf verweist uns der Zelebrant: „Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“ (Johannes 1,29). Da können wir nur die Worte des Hauptmannes aus Kapernaum zu unserem Gebet machen: „Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“ (nach Lukas 7,1-10)
6. Austeilung (Kommunion)
Bei der Kommunion haben wir Anteil an Leib und Blut Christi, somit an Jesus Christus selbst. Durch das leibliche Essen und Trinken des gesegneten Brotes und Weines empfangen die Glaubenden den wahren Leib und das wahre Blut Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, die Nichtglaubenden aber zum Gericht (1. Korinther 11,29). Die Austeilung erfolgt auch im Wechselgespräch. Auf das „Christi Leib für dich gegeben” bzw. „Christi Blut für dich vergossen” antwortet der Kommunikant jeweils mit „Amen”.
Während des Empfangs des Heiligen Abendmahls wird uns der Himmel enthüllt. Wir stehen am Altar beim Himmel, dem Quell unendlicher Gnade. Dahin nehmen wir mit all unsere Sehnsucht, unser Verlangen nach Heil, Heilung und Rettung. Neben uns sind unsere himmlischen Verbündeten – das Böse ist machtlos. Der Kelch des neuen Bundes ist das Familienband das uns alle umfasst: Himmel und Erde, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, alle Generationen, Völker und Nationen sind in diesem Augenblick vereint. Zusammen sind wir eins mit Christus, in der ewigen Anbetung.
8. Heiliges Abendmahl zu Hause feiern
Viele Gläubige können nicht zum Heiligen Abendmahl gehen, da sie alters- oder gesundheitsbedingt nicht mehr in der Lage sind den Gottesdienst zu besuchen. Dies soll kein Hindernis dafür sein, den Herrn Jesus Christus im heiligen Altarsakrament zu empfangen. Gern komme ich als Pfarrer und feiere mit Ihnen ein Hausabendmahl. Dies hat eine lange Tradition und wird von einigen Gemeindegliedern auch erbeten. Sie brauchen nur im Pfarramt anzurufen oder mir Bescheid zu geben.
7. Abschließende Betrachtung
Nach dem Ende des Heiligen Abendmahls erfolgt die Sendung mit dem Segen. Durch die Sendung begleiten uns der Glanz und die Schönheit des himmlischen Jerusalem mit auf dem Weg nach Hause. Das Licht dieses ewigen Tages leuchtet auch in unsere Arbeit, den Alltag und unsere Familie hinein und gibt uns Kraft und Sicherheit.
Mit der Betrachtung des liturgischen Teils des Heiligen Abendmahls sind wir einen weiteren Teil auf dem Weg ins Innere des Gottesdienstes gemeinsam gegangen und können bezeugen: „Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1,14).
Weit offen steht des Himmels Perlentor,
es steigt vom goldnen Thron,
umringt von seiner Auserwählten Chor,
der heilge Gottessohn;
Lobsingend tönen Lieder
der Engel ihm voran,
es spürt die Erde wieder
den Herrn des Lebens nahn.
Sein Wort wird laut. Er segnet Brot und Wein:
“Das ist mein Fleisch und Blut,
nun esst und trinkt und denket dankend mein,
so oft ihrs immer tut.”
Geheimnisvolle Weise!
Es bietet vom Altar
der Herr zu Trank und Speise
sich selbst den Gästen dar.
Unsichtbar stehn um ihn die Cherubim,
verhüllt das Angesicht,
und alle Heilgen neigen sich vor ihm,
umflammt von seinem Licht;
Auf ewig ist verschwunden,
was Erd und Himmel trennt,
denn Gott hat sie verbunden
im heilgen Sakrament.
Wilhelm Löhe
(lutherischer Theologe
*1808 +1872)