Teil 9 – Trinitatis und die Sonntage der „grünen Zeit“
Jedem, der schon mal irgendwie mit Gottesdienst zu tun hatte, ist irgendwann der Begriff „Trinitatis“ begegnet und hat sich vielleicht über diesen seltsamen lateinischen Namen gewundert, zumal die meisten Sonntage im Verlauf des Kirchenjahres „Sonntage nach Trinitatis“ heißen. Das vermittelt den Anschein, dass man es mit „Trinitatis“ mit einer besonders wichtigen Sache zu tun hat. Ja und Nein!
Ja, es ist etwas Zentrales: „Trinitatis“ bedeutet „Dreifaltigkeit“ und bezeichnet somit das grundlegende Bekenntnis des Christentums: In dem Wirken des Vaters in der Schöpfung und der Geschichte Israels, in Jesus als dem Christus und im Heiligen Geist, also in dreifaltiger Weise, hat sich uns der eine und einzige Gott offenbart. Obwohl er der ganz Jenseitige ist, von allem Geschaffenen zu unterscheiden, ist er in Jesus Christus in unser Leben eingetreten und wirkt in unseren Herzen durch den Heiligen Geist: Der Eine ist in dem, wie er uns begegnet, der Dreifaltige.
Schon im frühen Mittelalter empfand man, dass diese Lehre von der Trinität auch einen eigenen Platz im Verlauf des Kirchenjahres haben sollte, mit einem eigenen „Fest der Dreifaltigkeit“. Interessanterweise gab es dagegen viele Jahrhunderte Widerstande! Papst Alexander II. (+1073) z. B. sagte, man feiere und bekenne jeden Sonntag die Dreifaltigkeit Gottes, von daher brauche man keinen besonderen Tag dafür.
Erst 1334 hat Papst Johannes XXII. im Exil zu Avignon dieses Fest für die ganze Kirche am Sonntag nach Pfingsten eingeführt. Und dabei ist es immer geblieben. Der Termin war sehr bewusst gewählt: Nachdem Ostern und Pfingsten gefeiert wurden, ist das Trinitatisfest eine Art lobpreisender Rückblick: Die Kirche bekennt, dass der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist wirkt.
Das sind zentrale Gedanken unseres christlichen Gottesbildes. Aber trotzdem ist Trinitatis kein zentrales Fest! Papst Alexander hatte schon recht, dass wir jeden Sonntag die Dreifaltigkeit feiern und bekennen! Das bedeutendste Fest des Kirchenjahres ist vielmehr Ostern, und dazu gehörend die Fastenzeit als Vorbereitung und die Festzeit der 50 Tage bis Pfingsten als die besondere Festzeit des Kirchenjahres. (Der andere große Festkreis ist das Weihnachtsfest mit der Adventszeit und der Epiphaniaszeit bis zum 02. Februar als Festzeit.) Die übrige Zeit im Kirchenjahr wird als „festlose“ Zeit bezeichnet, auch wenn es nicht ganz zutrifft. Denken wir an die verschiedenen Feste wie Johannis (24. Juni), Michaelis (29. September), oder das Reformationsfest (31. Oktober). Hinzu kommen noch die zahlreichen Apostel- und Evangelistentage in dieser Zeit. Die neue Perikopenordnung in unserer Landeskirche ermutigt uns dazu auch diese zu feiern.
Weil man aber auch den Sonntagen der „grünen Zeit“ zwischen Pfingsten und Advent einen Namen geben wollte, hat man sie gezählt: Ursprünglich als „Sonntage nach Pfingsten“, später differenzierter als Sonntage nach Johannis, Laurentius, Michaelis usw. Schließlich hat sich eine Zählung „nach Trinitatis“ durchgesetzt und wurde so auch von den evangelischen Kirchen mit der Reformation übernommen.
In der Trinitatiszeit denken wir darüber nach, wie die christliche Gemeinde den Glauben an den dreieinigen Gott in ihrem Leben umsetzt. Die Farbe Grün ist die Farbe des Lebens, die Farbe der aufgehenden Saat. Möge in dieser Zeit unsere Bitte besonders erklingen: Deus det incrementum. Gott gebe Wachstum.